Bürgermeister Kandidat
Pläne nicht in der Schublade verschwinden lassen
Unterwegs mit dem Kirchdorfer Bürgermeisterkandidaten Walter Unterhuber (FW) – Vom Straßenbau bis zu Sanierungen
Walter Unterhuber von den Freien Wählern unternimmt einen zweiten Anlauf, Bürger- meister von Kirchdorf zu werden. Im Herbst 2013 unterlag er nur denkbar knapp dem jetzigen Rathauschef Johann Springer. Nun fordert er ihn erneut heraus. Bei einem Gemeinde-Rundgang mit der PNP erläutert er, mit welchen Themen er bei den Wählern punkten will.
Kirchdorf. Wie alle anderen Bürgermeisterkandidaten darf auch er sich seinen "Lieblingsort" in der Gemeinde aussuchen, den wir zuerst ansteuern. Das Baugebiet Hitzenau Ost soll es sein, am Ortsrand, mit Blick in Richtung Machendorf. Nicht weil es dort so wunderschön ist, sondern weil Unterhuber hier ein ganz dringendes Anliegen hat: die Entlastungsstraße, welche parallel zwischen den beiden Siedlungen verlaufen soll.
"Den Machendorfern und Hitzenauern wurde versprochen, dass die Straße kommt. Aber sie endet hier im Nichts. Gerade für die Bewohner der Simbacher Straße, die verkehrsmäßig bereits stark belastet sind, ist das ein großes Anliegen." Hier müsse unbedingt was geschehen. "Wir könnten auch das Gewerbegebiet ein Stück hochziehen und links und rechts von der Straße eine Bebauung realisieren", schlägt er angesichts der zu erwartenden Kosten vor. Was man aber auf keinen Fall tun dürfe: Nicht einfach die Schublade öffnen und den Plan darin verschwinden lassen. "Ich bin ein Mensch, der nicht problemorientiert, sondern lösungsorientiert ist. Diese Straße muss her!"
- Simbach
Zur Person
Generell werde im Rathaus zu viel geschoben, kritisiert der FW-Kandidat. Etwa das Verkehrskonzept, welches er schon seit Jahren fordere. Man könnte es ins Städtebauprogramm einfließen lassen, aber mit einem Fachmann, der sich speziell darum kümmert. "Wir müssen ganz Kirchdorf mit den Bürgern beleuchten: Wo haben wir unsere Problempunkte und was gibt‘s für Lösungen?"
Er habe auch konkrete Planungen und Vorstellungen zum Lärmschutz entlang der künftigen A94, wo bis zur Fertigstellung mit 9800 Lkw täglich gerechnet werde. Zusätzlich zu den notwendigen Schutzmaßnahmen, die von der Autobahndirektion vorgesehen sind, sollte die Gemeinde selbst nachbessern und Schutzwände oder –wälle errichten lassen. "Das kann einige Millionen kosten, aber sowas lässt sich zum Teil wieder refinanzieren, indem man etwa PV-Anlagen anbringt. Da gibt‘s verschiedene Modelle, die ich im Kopf habe", meint Unterhuber.
Vergebliches Wartenauf FörderprogrammNach einem kurzen Autotransfer wird der Spaziergang beim Generationengarten des Seniorenheims in Ritzing fortgesetzt. Hier spricht der Kandidat speziell die Situation der Kindergärten an. Der in Machendorf sei sanierungsbedürftig und sollte bereits vor Jahren erweitert werden. Auf Anraten der damaligen Kämmerin, die ein Förderprogramm prognostizierte, habe man gewartet. Jetzt würden die Krippenplätze knapp. Und: "Mit der bisherigen Siedlungspolitik wird der Bedarf an mehr Betreuungsplätzen steigen. Wir müssen erweitern, denn unsere Haupteinnahmequelle ist die Einkommensteuerumlage. Da braucht man Familien, die gut verdienen."
Die preisgünstige Möglichkeit, eine Gartengruppe einzurichten, hält Unterhuber für eine gute Idee. "Darüber muss sich in erster Linie die Kindergartenleiterin mit ihrem Team Gedanken machen. Die Politik kann gerne unterstützen, aber nur gemeinsam lässt sich was auf die Füße stellen."
Das alte Seniorenheim ist für den Kandidaten ein "Teil des Kirchdorfer Gesichts". Zwar sei eine Sanierung äußerst kostspielig, doch mittlerweile herrsche bei ihm die Meinung vor: "Solche alten Gebäude sollte man eigentlich erhalten."
Über den Neubau des Seniorenheims möchte er keine Worte verlieren, da sich hier alle drei Bürgermeisterkandidaten weitgehend einig sind. Doch dürfe man das Thema Senioren nicht nur auf so eine Einrichtung reduzieren. "Ich möchte es als Bürgermeister umfassend abdecken. Was wir auf jeden Fall brauchen, ist eine professionelle Anlaufstelle für Senioren im Rathaus. Die Pflegestärkungsgesetze zielen ganz klar auf die ambulante Versorgung ab. Das heißt: Menschen sollen möglichst lange zu Hause leben können." Unterhuber weiß: In diesem Sektor gibt es viele Förderungen, etwa für Haushaltshilfen oder altersgerechte Umbauten in Privathäusern. "Viele wissen das gar nicht. Da muss man aufklären, in die Familien reingehen, nachschauen und Unterstützung anbieten. Das ist Aufgabe einer Gemeinde."
Einkaufs-Fahrdienstmit dem GemeindemobilMan könnte auch einen Fahrdienst einrichten – mit einer Art Gemeindemobil, das die Bürger jeden Tag in den Außenorten einsammelt und nach Kirchdorf zum Einkaufen bringt. "Das würde sich absolut anbieten, denn Kirchdorf ist eine Flächengemeinde. So einen Service hab ich in unserer Klinik aufgebaut und bekam viele Bewerbungen von Fahrern. Hier lässt sich auch ehrenamtliches Engagement generieren."
Wir verlassen die Hauptstraße und wandern zum Sportgelände des TSV. Eine Umfrage der Freien Wähler habe gezeigt, dass die Kirchdorfer Bürger vor allem mit ihrer Lebensqualität und dem Freizeitangebot zufrieden sind. Um dieses Niveau zu halten, müsse man das in die Jahre gekommene Sportheim sanieren und erweitern. Vor knapp einem halben Jahrhundert mit viel Eigenleistung selbst errichtet, platze es inzwischen aus allen Nähten – speziell bei Football-Matches, wenn pro Mannschaft rund 60 Personen kommen. Der ganze Komplex inklusive der Sportgaststätte gehöre überarbeitet. Wegen der Kosten ist Unterhuber nicht bange, denn es gebe auch Fördergelder vom Landessportverband. "Wir müssen uns Gedanken machen, wie man das auf gesunde Füße stellt. Letztendlich kommt alles wieder den Bürgern zu Gute."
Kurz spricht der Kandidat noch den Hochwasserschutz mit Rückhaltebecken in Hitzenau an. "Wir bauen da ein größeres Gebäude auf Privatgrund. Aber der Bürgermeister hat bis heute noch nicht mit dem Eigentümer gesprochen. Das wird einer meiner ersten Termine sein."
Beim Rückweg bleibt eine Frage nicht aus: Wie will Unterhuber, der als 2. Bürgermeister zeitweise schon die Amtsgeschäfte in der Gemeinde leitete, die Wahl gewinnen? Was sind seine Trumpfkarten? "Nun", meint er, "ich habe in den letzten sechs Jahren sehr viele Dinge aus der zweiten Reihe positiv für die Gemeinde bewegen können. Ich glaub, ich hab‘s im Kreuz, es auf jeden Fall besser zu machen. Kirchdorf liegt mir am Herzen."
Freilich werde es schwierig, den Amtsinhaber abzulösen. "Ich will mit Informationen und Aufklärung beim Bürger punkten. Oft kommen Leute zu mir und sagen: Ich war im Rathaus, hab das oder das vorgebracht, aber es passiert nix." In der Gemeindepolitik sei einfach nicht der "Drive" dahinter, den er sich wünschen würde, sagt er.
Er schätze Bürgermeister Springer als Mensch sehr, "aber er tut sich schwer, Entscheidungen zu fällen. Er will halt niemanden enttäuschen. Dann wird eher was auf die lange Bank geschoben". Unterhuber hingegen bezeichnet sich selbst als Mann der Tat. Allerdings werde er nicht einfach über die Köpfe der Bürger hinweg entscheiden: "Wir müssen mehr Infoversammlungen abhalten und die Leute mitnehmen."
Gemeinderat Kandidaten
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Der Wahlkampf ist eröffnet
40-Jahr-Feier der Freien Wähler Kirchdorf wird zur politischen Kundgebung
Kirchdorf. Ihre 40-Jahr-Feier haben die Freien Wähler auch genutzt, um sich in Hinblick auf die Kommunalwahl im März nächsten Jahres zu positionieren.
Wie berichtet wirft Walter Unterhuber seinen Hut zum zweiten Mal fürs Amt des Bürgermeisters in den Ring. Außerdem äußerte sich FW-Kreisvorsitzender Werner Schießl über seine mögliche Kandidatur. MdL Jutta Widmann sprach im Festzelt vor dem Gasthaus Wirts-Kathi landespolitische Themen an. Der bayerische FW-Chef Hubert Aiwanger hielt die Festrede (Bericht auf Seite 23).
Die Biertische zierten FW-Fähnchen, an den Zeltwänden hingen Transparente und Plakate mit politischen Botschaften. In Hinblick auf seine Kandidatur zum Bürgermeister will Walter Unterhuber "Schluss machen mit dem ewigen weiter so und mit der Freunderlwirtschaft". Zudem zeigt sich der 2. Bürgermeister davon überzeugt: "Ich habe jetzt schon vieles aus der zweiten Reihe angepackt und Mehrheiten auf Gemeindeebene gefunden."
Als Pflegedirektor sei er es gewohnt, Personal zu führen und Verantwortung zu tragen, so der 54-jährige Bachelor in Gesundheits- und Sozialmanagement weiter. Für die nächste Zeit versprach der FW-Kandidat eine Reihe von Info-Veranstaltungen zu Themen wie maximaler Lärmschutz A94 oder Verlandung des Berghamer Sees. Darüber hinaus kündigte er abschließend an, auch für den Kreistag zu kandidieren.
In seinem Beitrag forderte Kreisvorsitzender Schießl: "Wir wollen vom Landkreis Investitionskostenzuschüsse für die Krankenhäuser". Im Hinblick auf die A94 mahnte er "einen vernünftigen Lückenschluss in Richtung Passau" an. In Sachen Klimaschutz äußerte er sich zwar skeptisch, dass "wir alle zugesagten Ziele einhalten können". Nichtsdestotrotz sei das Inntal aufgrund der funktionierenden Geothermie in diesem Bereich ein Vorreiter. Schießl schloss in Hinblick auf die Wahl am 15. März: "Ein paar Bürgermeister mehr würden uns Freien Wählern schon gut tun." Auf Nachfrage der Heimatzeitung äußerte er sich noch über eigene Ambitionen. Schießls Antwort: "Noch im Laufe des Oktobers wird eine Entscheidung fallen, ob ich als Landrat kandidiere oder für das Amt des Bürgermeisters von Eggenfelden."
MdL Jutta Widmann erinnerte an FW-Erfolge auf Landesebene wie die Wiedereinführung des neunstufigen Gymnasiums und die Abschaffung der Studiengebühren sowie der Straßenausbaubeiträge. Aktuell kämpft sie mit ihrer Fraktion dafür, "dass Gastwirte auf ihre Speisen nur noch einheitliche sieben Prozent Mehrwertsteuer zu entrichten brauchen". Grundsätzlich seien die Freien Wähler laut MdL Jutta Widmann angetreten, "um jenseits der Parteien noch etwas anderes zu bieten".
FW-Ortsvorsitzender Thomas Dorner ließ bereits eingangs keinen Zweifel daran, dass die Jubiläumsfeier auch der Auftakt zum Kommunalwahlkampf sei.
Bei der Veranstaltung sorgten tagsüber die Kirchdorfer Musikanten für die passende Musik. Abends heizten die "Schellenberger" ein. Zu den gut 100 Gästen zählten Bürgermeister Max Maier (Johanniskirchen), Kreisrat Max Veicht sowie eine Reihe von Mandatsträgern benachbarter FW-Ortsverbände.
